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in Reinigung – Wäscherei – Textilleasing
am 08.12.2021
Auszug aus dem Artikel der RW-Textilservice
"RWin – Textilservice des Jahres 2021"
"RWin 2021": Das honoriert die Jury
"Eigentlich muss man sich fragen, warum die Firma Gruber und die dazugehörigen Mitarbeiter so lange auf diese Auszeichnung warten mussten", schreibt
Dieter Essing in seiner Laudatio. Diese schickte der Sachverständige für die Textil- und Lederreinigung und langjähriges Jurymitglied kurzerhand per E-
Mail nach Kempten. Für ihn ist klar: Verdient hätte der Familienbetrieb den Preis schon lange. Denn Gruber verknüpft traditionelles Handwerk mit
modernen und nachhaltigen Technologien und entwickelt auf Grundlage von theoretischem Fachwissen und praktischer Erfahrungen innovative Lösungen
für die Branche.
Eines der Verfahren, das Gruber in den Augen der Jury auszeichnet, wendet er schon
seit Jahren an: Er nassreinigt Rennanzüge. Die Overalls, die Fahrer und Crewmitglieder,
die während den Boxenstopps Reifen wechseln, tragen, sind nach einem Rennen schmutzig
und stark verschwitzt. Das feuerhemmende Material waschen Textilpfleger normalerweise
nicht in Wasser, sondern reinigen es mit Lösungsmittel. Das schont das Material.
"Den Schweiß kriegen wir so aber nicht raus", erklärt Gruber. Also tüftelte er gemeinsam
mit dem Kunden ABT Sportsline, einem der größten Tuner von VW und Audi, und dem
Chemiehersteller Seitz an einem neuen Verfahren.
Gruber Textilpflege: 1881 gegründet
Die Nähe zu neuen Technologien steckt Gruber sozusagen im Blut. Schon sein Großvater Otto hatte seinen Finger am Puls der Zeit:
1930 brachte der Unternehmer die chemische Reinigung in die kreisfreie Stadt. Bis dahin betrieb die Familie das 1881 gegründete
Geschäft als Färberei und Bügelanstalt. Um das bis dato unbekannte Reinigen zu verbreiten, stellte sich der Geschäftsmann bei Schneidern und
Textilläden vor, erzählt Gruber. Zwanzig Jahre später sammelte Gruber selbst erste Erfahrungen in dieser Branche. Als zehnjähriger Bub habe er
seinen Opa oft bei Kundengesprächen begleitet. "Mit Infozetteln ausgerüstet sind wir in Hindelang von Tür zu Tür gelaufen und
haben den Leuten erklärt, dass man Textilien reinigen kann", erinnert er sich.
Und dass die Textilien dann eben nicht mehr eingehen wie beim Waschen. Schon damals habe er einen Blick für Flecken gehabt, sagt er heute.
Dass er den Betrieb mehr als ein halbes Jahrhundert lang leiten würde, wusste er zu der Zeit allerdings noch nicht. "Ich wollte Mathe und Sport
studieren." Aber ihm fehlte das Geld. Sein Vater fiel im Krieg. Den Betrieb übernahm seine Tante. Um ihr zu helfen, begann er die Lehre in
Lindau bei der Textilreinigung und Färberei Meyer. "Das war toll." Besonders die Feierabende am Bodensee, fügt er an. Schon im zweiten
Lehrjahr aber blieb er zwei Tage pro Woche in Kempten – die Wäsche türmte sich. 1966 übernahm er.
Federführend bei textilen Luftschläuchen
2021 zeigt sich ein anderes Bild in dem 300 m² großen Betrieb: Die Wirtschaft strauchelt. In Zeiten von Corona bleiben Hemden und
Abendgarderobe im Schrank, viele Trommeln stehen still und die Betriebe mit dem Rücken zur Wand. Wie nie zuvor legte die Krise
Schwachpunkte und Stärken von Unternehmen offen. Eine davon trägt Gruber und seine acht Mitarbeiterinnen nicht nur über die Krise, sondern
brachte ihm den "RWin 2021" ein: die Sparte textiler Lüftungsschläuche .
In dem zukunftsweisenden Segment hat sich Gruber als federführend etabliert. "Belüftungsanlagen sind nicht mehr nur Blechrohre, die unter
der Decke hängen", erklärt Gruber, sondern ausgeklügelte Systeme mit waschbaren Stoffschläuchen. In diesen verfangen sich Schmutz und
Staub, während die Luft durch die Klimaanlagen strömt. Gefertigt werden die Einsätze mit einem Durchmesser von bis zu 1,5 m bei Kienzler
Textile Ventilation in Günzach und in Lüftungsrohre deutschlandweit eingespannt, z.B. beim Lebensmittelbetrieb Nestlé in Biessenhofen. Die bis
zu 7 m langen Stoffbahnen werden in Kempten gewaschen.
Die Schläuche aus Ballonseide, beschichtetem Material oder grobem Gewebe wiegen bis zu 15 kg. Damit sie nach dem Waschen
den Hygienevorschriften des Einsatzortes entsprechen, hat Gruber für jedes Fabrikat ein eigenes Verfahren entwickelt. Das betrifft nicht nur das
Waschen, sondern ebenfalls das Trocknen: "Höhere Temperaturen mag Ballonseide nicht", nennt Gruber als Beispiel. Die Stoffschläuche hängt
er dann klassisch über der Wäscheleine auf.
Nachhaltig und die Kunden im Blick
"Ich schaue immer, was kann ich bieten", fasst Gruber sein Konzept zusammen. Der Ansatz, mit traditionellem Handwerk neues Potenzial und
neue Bereiche zu erschließen, überzeugte die "RWin"-Jury. Sie lobte ausdrücklich, dass Gruber dabei nachhaltig und ökonomisch vorgeht.
Der Unternehmer erzeugt beispielsweise Strom über eine Photovoltaikanlage, betreibt den Dampfkessel mit einem Abgaswärmetauscher,
gewinnt Energie aus Waschprozessen zurück und fängt Regenwasser zum Kühlen der Maschinen ein.
"Wir müssen die Ressourcen ja nicht zum Fenster rauswerfen", findet er.
Bei allen Neuerungen, einem Grundsatz blieb Gruber über die Jahre treu: "Die Kunden müssen zufrieden sein." Dass diese Rechnung
aufgeht, bestätigt die Nachfrage. Bis zu zwölf Stunden steht der 80-Jährige in diesen Wochen in seinem Laden. "Mit Kurzarbeit und Urlaub geht
das oft nicht anders", sagt er.
Aus der Ruhe bringt ihn das nicht. Ihn freut jeder Auftrag. Sein Betrieb steht an erster Stelle. "Die Leute kommen zu mir", sagt er. Weil sie
seine Arbeit schätzen. "„Viele Kunden bitten mich: Hören Sie nicht auf, wir brauchen sie." Gruber hat keinen Nachfolger. Seine Tochter und
die Enkelinnen verfolgen eigene Pläne. Ihn stört das nicht "Jeder hat seinen Weg", sagt er. "Das ist meiner. Genau deswegen sperre er
weiterhin jeden Tag auf, nun mit einem Unterschied: dem nagelneuen Pokal im Regal.